2. September 2019

Swiss Epic – Himmel und Hölle

«Auf was habe ich mich hier nur eingelassen? Wie soll ich diese Woche überstehen?» So meine Gedanken in der ersten Etappe, als ich zusammen mit meiner Team-Partnerin Chrystelle den Albulapass hochkämpfte.

Das Swiss Epic ist ein sogenanntes «Stage Race», also ein Mehr-Etappen Rennen auf dem Bike. Während 5 Tagen durchquert man zu zweit die Bündner Alpen. Gestartet sind wir in Davos. Danach ging es nach St. Moritz. Von dort fuhren wir weiter in die Lenzerheide und die letzte Etappe führte schliesslich wieder zurück nach Davos. Es war hart, sehr hart, aber die ganze Mühe absolut wert! In den ersten zwei Etappen fühlte ich mich schlecht. Ich hatte müde Beine und kaum Energie.Die letzten Wochen vor dem Swiss Epic waren alles andere als erholsam. Zuerst die Weltcups in Val di Sole und Lenzerheide und am Sonntag vor dem Swiss Epic dann den Proffix Swiss Bike Cup in Muttenz, Basel. Von Basel ging es direkt weiter nach Davos, wo am Dienstagmorgen um 07:30 Uhr schliesslich die erste und längste Etappe (86km und 2’800hm) in Richtigung St. Moritz startete.

Ich hatte keine hohen Erwartungen mehr nach diesen zwei ersten Etappen und wollte die Tage einfach nur «durchstehen». Am Donnerstag, als die 3. Etappe (Queen stage) startete, schien jedoch ein Lichtblick. Ich fühlte mich gut und meine Teampartnerin auch. Nach der langen Abfahrt vom Albulapass runter trauten wir unsere Augen kaum. Von Position 5 kamen wir sehr schnell weiter nach vorne. Irgendwann sagte ich zu Chrystelle «Schau, da vorne ist das Podest»! Wir gaben Gas. 4, dann 3. Und plötzlich 2. Wir konnten es kaum glauben. Etwa 5 km vor dem Ziel überholte uns nochmals ein Team. Der einzige Gedanke, der noch zählte war «Podest, vollgas»! Ich habe noch nie so lange so sehr gelitten. Im letzten Kilometer, als wir in die Crosscountry Weltcup Strecke einbogen, holte ich mir dann auch noch einen Platten. Doch wir wollten diesen Podestplatz so sehr. Und wir kriegten ihn. Wer hätte das gedacht! Der nächste Tag dann war wirklich hart. Meine Beine konnten sich über Nacht nicht wirklich von der gestrigen Etappe erholen. In der ersten Abfahrt passierte es dann: «Pffffff» erneut einen Platten. Ich war schlichtweg zu unvorsichtig und etwas zu unkontrolliert gefahren. Das war absolut mein Fehler. Auf dem 7. Platz retteten wir uns ins Ziel. Schliesslich der letzte Tag, «the final stage» ,führte uns von der Lenzerheide zurück nach Davos. Meine Beine fühlten sich schon wieder etwas besser und erholter an. Nur der Po schien nach 4 langen Tagen im Sattel nicht mehr wirklich dort Platz nehmen zu wollen. Anders gesagt: Beim Einfahren fühlte es sich so an, als hätte jemand mit Sandpapier die Haut aufgeschliffen. Doch nach dem Startschuss war alles vergessen. Wir waren gut dabei, hatten Energie und konnten gut mithalten. Einige Zeit fuhren wir auf Rang 2 & 3. Mussten dann aber etwas Tempo rausnehmen. In der letzten Abfahrt passierte es dann: «Pffff»! Ramona fluchte wieder einmal, stieg vom Bike und griff an den fast platten Hinterreifen. Glücklicherweise hatte ich im Trikot eine bereits mit Ventil versehene Luft-Patrone. Ich liess die Luft in den Hinterreifen und betete, dass es bis ins Ziel halten möge. Und man möge es glauben oder nicht. Ich hatte Glück, verdammt viel Glück. Die Luft reichte aus für die letzten 20min. Wir traffen als 4. Frauen-Team in Davos ein und wurden dann sogar noch Gesamt Fünfte. Über 9 Minuten Rückstand hatten wir nach der 4. Etappe auf den 5. Gesamtrang. Doch bei der 5. und letzten Etappe waren wir «on fire» und haben über 14 Minuten rausgefahren.

Fazit Swiss Epic: «In Himmel und Hölle».

Fakten und Zahlen:

  • 5 Tage / 5 Etappen
  • 350km & 12’000hm
  • 1 Podestplatz
  • 3 Platten / 0 Stürze
  • Unzählig gegessene Gels, Gummibärli & Riegel
  • 1 grossartiges Erlebnis

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